Die Anekdote vereint die wesentlichen Elemente von Erkenntnisglück: eine Einsicht ist gekoppelt mit einem klaren Gefühl und diese zwiefach arbeitende Energie von Denken und Emotion führt zu einer Handlung.

Gleichzeitig auf Gefühle und auf Einsichten zu hören ist nicht einfach. Beides für wahr zu nehmen ist oft unmöglich, weil widersprüchliche Signale unterwegs sind. Aber es gibt seltene Momente, in denen beide Instanzen sagen: „so ist es!“.


Ich sass im Keller eines Institutes an einem schwerfälligen Projektionsgerät und kopierte - mit der Hand zeichnend - einzelne Filmbilder von 16mm-Filmen auf Transparentpapier. So zeichnete ich, im Rahmen einer Forschungsarbeit über Tanz, täglich herrlich bewegte Menschen. Im Tun wurde mir ein Widerspruch klar: ich forschte über etwas, das ich beim Forschen immer mehr verlor - die Lust an der eigenen Bewegung. Ich hatte das deutliche Gefühl, beim Zeichnen zu verkrüppeln. Es dauerte noch viele Monate bis zur Publikation der Forschungsarbeit, aber der nagende Wurm sass seit dem Tag jener Einsicht in mir - ich wusste, dass die Zeit der reinen Forschung für mich an ihr Ende gekommen war.

Erkenntnisglück

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